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Fab City – Die lokale Circular Economy der Stadt

(8-rok) – Die Circular Economy Idee ist schön und gut. Aber wie kann das konkret aussehen? Eine Antwort auf diese Frage liefert die Fab City Initiative. Fab City steht für „Fabrication in der City“ und hat das Ziel, die Herstellung und Produktion von Sachgütern zurück in die Städte zu holen. Klingt erstmal nach einem Rückschritt? Weit gefehlt…

Fab City ist eine weltweite Initiative, in der sich verschiedene Städte zusammenschließen. Hamburg, Barcelona, Amsterdam, Boston, Seoul, Kerala, Mexico City, … und viele weitere Städte sind Teil der Initiative. Diese Städte eint das langfristige Ziel, bis 2054 alle Produkte, die eine Stadt benötigt, lokal vor Ort herzustellen. Die Fab City Initiative beschreibt diesen Prozess als Transformation von „PITO („Product In, Trash Out)“ zu „DIDO („Data In, Data Out)“.

Quelle: https://fab.city/about.html

Eine Fab City besteht aus vielen, dezentralen und offenen Werkstätten (sog. Fablabs), die jeder besuchen und dort Dinge produzieren kann. Dafür stehen in jedem Fablab verschiedene Maschinen zur Verfügung, wie z. B. 3D Drucker, CNC Fräsen, Lasercutter und vieles mehr. Die Fablabs sind offen zugängig, sodass jeder Bürger einer Fab City dort aktiv werden kann und Zugang zu unterschiedlichen Maschinen hat. Langfristig sollen somit nur noch Daten zwischen Ländern und Städten um die Welt geschickt werden, aber keine physischen Produkte mehr (oder sehr viel weniger). Deshalb basiert die Fab City Initiative auf dem Open Source Konzept und ermöglicht einen einfachen Zugang zu Hardware (z. B. 3D Druckern) und digitalen Produktdateien (z. B. des Designs bzw. der CAD-Datei, die notwendig ist, um Dinge zu drucken).

Mit diesem Konzept verfolgt die Fab City Initiative das Ziel, eine lokale Kreislaufwirtschaft innerhalb einzelner Städte zu etablieren. Die Produktion physischer Güter soll wieder dezentral und nah bei den Kunden stattfinden (in Hamburg für Hamburger, in Boston für „Bostonians“, etc.).

  • Erstens soll damit dem stetig zunehmenden Transport von Produkten um die Welt entgegengewirkt werden und sowohl Transportkosten als auch Umweltbelastungen drastisch reduziert werden.
  • Zweitens soll dadurch die Wirtschaft vor Ort profitieren und unabhängiger von unvorhersehbaren Einflüssen auf globale Lieferketten werden (z. B. Auswirkungen der Corona-Pandemie oder des Kriegs in der Ukraine).
  • Drittens sollen dadurch der Zusammenhalt, die Kreativität und die Selbstwirksamkeit der Menschen vor Ort gesteigert werden.

Aus Sicht meiner Forschungstätigkeit an der KLU zum Thema Circular Economy sind vor allem zwei Aspekte der Fab City von besonderem Interesse:

  1. Die Entwicklung hin zu einer dezentralen, individuellen Produktion mit kleinen Stückzahlen.
  2. Die Möglichkeit, lokal, nach Bedarf und mit wenig Vorwissen Ersatzteile herzustellen oder kaputte Produkte wieder aufzubereiten.

Eine dezentrale, lokale Produktion birgt enorme Potentiale, weil man viel schneller und risikoärmer Produzieren kann (z. B. entfallen lange Lieferketten und Zollkontrollen). Ob es sich wirtschaftlich lohnt, kommt darauf an, ob nur auf die Stückkosten geschaut wird oder ob die Gesamtkosten betrachtet werden. Die Stückkosten sind oft (noch) sehr hoch im Vergleich zu einer Massenfertigung in Billiglohnländern. Rechnet man jedoch Kosten für z. B. Transport, Zoll, Warenlager und Maschinenausfall dagegen, ist eine dezentrale, lokale Produktion plötzlich sehr interessant.

So oder so haben eine dezentrale Produktion und eine lokale Ersatzteilproduktion ein großes Potential, unser heutiges Wirtschaften auf den Kopf zu stellen. Ich werde mit Spannung beobachten und berichten, wie sich diese Transformation voranschreitet.

Weiterführende Links und Literatur:

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