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Circular Economy als Informationsdilemma

(3-rok) Beim Thema CE dreht sich alles um die Frage, wie der Kreislauf geschlossen wird. Ist es am Ende vor allem ein Informationsdilemma, das in der Praxis zu Hindernissen führt?

Produkte und deren Materialien verlieren ihren Wert, sobald die ursprüngliche Nutzung beendet ist. Was genau aber definiert, ob ein Produkt oder Material einen Wert hat? In der Regel ist etwas wert-”voll”, wenn es jemand anderes haben möchte, also eine Nachfrage dafür existiert. Dieser Logik folgend werden Produkte nach ihrem Lebenszyklus wert-”los”, weil sie für ihren ursprüngliche Nutzung nicht mehr gebraucht werden.

Der Produzent eines neuen Produktes muss sich überlegen, woher er die notwendigen Materialien bezieht. Viele Materialien, die in Produkten stecken, können am Ende des Produktlebenszyklus grundsätzlich weiterverwendet werden. Weiß der Produzent, dass es Alternativen zu klassischen Bezugsquellen (á la Primärrohstoffe) gibt, kann er dieses Wissen nutzen. Weiß der Produzent nichts davon, kann er auch nicht anders, als auf klassische Bezugsquellen zurückzugreifen.

Genau hier setzt eine Informations-getriebe Sichtweise der CE an: Auf der einen Seite werden Unternehmen, die Materialien abzugeben haben bzw. suchen, auf Plattformen miteinander in Kontakt gebracht. Dieser digitale Marktplatz schafft Transparenz und reduziert Informationsdefizite der einzelnen Akteure. Dadurch wird ermöglicht, mehr gebrauchte Materialien im Kreislauf zu halten und für neue Produkte einzusetzen.

Auf der anderen Seite steht der Ansatz, als Unternehmen vertikal zu integrieren (d. h. entlang der Wertschöpfungskette mehrere Tätigkeiten in einem Unternehmen zu bündeln). Ziel dessen ist es, die Informations-Barrieren dadurch abzubauen, dass Design, Produktion, Vertrieb, Kundenkontakt und Rücknahme von Produkten in einem Unternehmen liegen und somit Informationen einfacher zwischen den verschiedenen Tätigkeitsbereichen fließen. Hierbei gibt es bereits erfolgreiche Beispiele, die verdeutlichen, dass Unternehmen dadurch einen Informationsvorsprung erzielen, der ihnen wirtschaftlich weiterhilft.

Verbunden mit der Frage, wie Informationsdefizite abgebaut werden können, ist ein neuartiger Forschungsansatz, Blockchain-Technologie in der CE zu nutzen. Die Idee hierbei ist, einzelnen Materialien eine Art ID zu geben, sodass nachverfolgt werden kann, woher das Material aus einem Produkt stammt, wofür es vorher bereits genutzt wurde und woraus es genau besteht. Mit einem solchen “digitalen Zwilling” wird dem Material an sich ein Wert gegeben, der über die Nutzung des Materials im Produkt hinaus Bestand hat.

So macht`s die Natur: Ein Laubbaum nutzt seine Energie, um Blätter zu bilden, damit er Photosynthese betreiben kann. Am Ende des Sommers hört der Baum auf, Photosynthese zu betreiben, bereitet sich auf den Winter vor und stößt die Blätter ab. Aus Sicht des Baums ist sind die Blätter nun wertlos und fallen ab. Die Bodenbewohner hingegen freuen sich über die Blätter, die eine neue Nahrungsquelle darstellen. Aus ihrer Sicht sind die Blätter wertvoll, weil sie daraus einen Nutzen ziehen können. Sind die Blätter am Ende des Sommers also wertlos oder wertvoll? Das liegt wohl im Auge des Betrachters… Wenn es aber eine Nachfrage gibt, dann sind auch die alten Blätter plötzlich wieder wertvoll!

Weiterführende Links:
https://www.rethinkglobal.info/episode-40-sharing-data-and-values/
https://www.the-klu.org/faculty-research/research-projects/projects/blockchain-for-the-circular-economy/

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