(4-rok) Das Ziel der Circular Economy ist es, Produkte oder Materialien in einem Kreislauf zu führen und immer wieder neu zu nutzen. Dafür gibt es verschiedene Strategien, die sich entweder auf den Produktkreislauf oder auf den Materialkreislauf beziehen.
Die folgenden vier Strategien beziehen sich auf den Produktkreislauf. Das Ziel ist es, das ursprüngliche Produkt zu erhalten und (wieder) nutzbar zu machen.
Maintenance – Die erste Strategie ist die Instandhaltung bzw. Reparatur (engl. „Maintenance“) von Produkten. Defekte oder abgenutzte Teile werden durch Ersatzteile „1:1“ ausgetauscht und der ursprüngliche Nutzen des Produktes wiederhergestellt. Das Produkt kann wieder beim Kunden eingesetzt werden. Beispiel: Austauschen eines defekten Scheinwerfers oder abgenutzter Reifen am Auto.
Reuse – Die zweite Strategie ist die Wiederverwendung (engl. „Reuse“). Ein funktionsfähiges Produkt wird an einen anderen Kunden in einem anderen Markt (z. B. in einem anderen Land) weiterverkauft. Das Produkt ist nicht defekt, aber entspricht nicht mehr den (technischen oder persönlichen) Anforderungen des ursprünglichen Kunden. Beispiel: Weiterverkauf eines funktionstüchtigen Handys, weil der ursprüngliche Besitzer sich ein neueres Modell kaufen möchte.
Refurbishment – Die dritte Strategie ist die Aufbereitung (engl. „Refurbishment“). Dabei werden noch funktionierende Produkte gereinigt, oberflächlich aufbereitet und ggf. mit neuer Software bespielt, sodass sie wieder ein ansprechendes Äußeres haben. Die Produkte werden anschließend an neue Kunden verkauft. Beispiel: Aufbereitung eines 5 Jahre alten Laptops und Weiterverkauf an einen neuen Kunden.
Remanufacturing – Schließlich gibt es noch die Aufarbeitung von Produkten (engl. „Remanufacturing“). Hierbei werden Produkte auseinandergebaut, gereinigt, abgenutzte oder defekte Teile ersetzt und das Produkt ggf. mit neuer Software bespielt. Im Ergebnis ist das Produkt „wie neu“ und verfügt im Gegensatz zum Refurbishment über keine technischen Unterschiede zu einem Neuprodukt. Dies spiegelt sich i. d. R. auch in einer Garantie wider, die der Garantie für ein Neuprodukt entspricht. Beispiel: Aufbereitung eines Gabelstaplers auf den neuesten technischen Stand durch den ursprünglichen Hersteller (OEM) und Wiederverkauf an einen neuen Kunden „wie neu“ und inkl. einer umfassenden Produktgarantie.
Zusätzlich gibt es die Strategie, die sich auf den Materialkreislauf bezieht. Deren Ziel ist es, die im Produkt enthaltenen Materialien zu erhalten und in einem neuen Produkt wiederzuverwenden.
Recycling – Beim Recycling wird das ursprüngliche Produkt in seine Einzelteile zerlegt. Die verschiedenen Materialien werden getrennt, gesammelt und separat voneinander aufbereitet, sodass sie als Rohmaterial in der Herstellung für ein neues Produkt eingesetzt werden können. Beispiel: Sammlung alter und Herstellung neuer Glasfaschen.

Die Strategien sind in einer Hierarchie angeordnet und bedürfen zur Umsetzung eines zunehmenden Aufwands an Zeit, Energie und Kosten. Bei der Realisierung der Circular Economy ist es daher sinnvoll, nach Möglichkeit zuerst die Strategie „Maintenance“ zu nutzen. Wenn dies nicht möglich ist, dann „Reuse“, „Refurbishment“ und schließlich „Recycling“.
Alle diese Strategien setzen am Ende des Produktlebenszyklus an und vermeiden, dass bestehende Produkte weggeworfen und neue Produkte hergestellt werden müssen. Das Ende des Produktlebenszyklus ist dann erreicht, wenn der Nutzer das Produkt nicht mehr weiternutzen möchte. Warum dies eintritt, kann verschiedene Gründe haben. Offensichtlich kann die Funktion des Produkts nicht mehr gewährleistet sein, sodass das Produkt wortwörtlich „am Ende“ ist. Es gibt aber eine Vielzahl weitere Gründe, z. B.:

- das Produkt ist nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand,
- das Produkt entspricht nicht mehr bestimmten Zertifizierungen oder Regularien,
- es gibt keine Updates oder Weiterentwicklungen mehr oder
- der Nutzer möchte (aus persönlichen Präferenzen) das Produkt nicht mehr haben.
Die verschiedenen Strategien, die zu Beginn aufgeführt wurden, sind alle nicht neu. Sie werden schon seit vielen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten praktiziert. Durch die zunehmende Schnelllebigkeit, Massenproduktion und Wegwerfmentalität haben diese Strategien jedoch in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Weil es aber immer wichtiger wird, dass wir von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft gelangen, steigt die Bedeutung dieser Strategien wieder stark an. So kommt es, dass daran geforscht wird, diese Strategien technologisch und wirtschaftlich attraktiv zu gestalten und gezielt zur Umsetzung einer Circular Economy zu nutzen.
Weiterführende Links: